Lena Klingler gewinnt mit der deutschen Beach Nationalmannschaft Gold bei der EM

Zeitungsbericht der HANDBALLWOCHE von Daniel Räuchle

Dem Sand gilt die große Liebe!
Lena Klingler gewinnt mit der deutschen Beach Nationalmannschaft Gold bei der EM. Unter dem
Dach geht es mit dem VfL Waiblingen zwar in die 2. Liga, doch das Comeback wird angestrebt.

Waiblingen: Mit nur 22 Jahren kann sie schon auf eine unglaubliche Erfolgsgeschichte zurückblicken: Lena Klingler vom Bundesligaabsteiger VfL Waiblingen absolvierte in dieser Saison nicht nur ihre ersten 23 Bundesligaspiele, sondern ist auch fester Bestandteil der „Golden Ladies“ im Sand. Mit der DHB Beachhandball-Nationalmannschaft ist Klingler seit 34 Pflichtspielen ungeschlagen, wurde Weltmeisterin, World-Games-Gewinnerin und konnte Ende Mai mit derm DHB Team im portugiesischen Nazare den EM-Titel erfolgreich verteidigen.

Lena, das letzte Saisonspiel in der Halle haben die Waiblingen Tigers ohne Sie absolvieren müssen. Zu dem Zeitpunkt waren Sie auf dem Weg zur erfolgreichen Beach-EM. Was hat das deutsche Team in Portugal so stark gemacht?

Lena Klingler: ja, es ging tatsächlich direkt von der Halle in den Sand und wir hatten aufgrund des frühen Termins so gut wie keine Vorbereitungszeit auf die EM. Außerdem mussten wir zwei wichtige Positionen im Team neu besetzen. Deswegen kam es bei diesem Turnier auf das Vertrauen untereinander an, dass wir mit dem veränderten Kader so gut spielen konnten. Ein Erfolgsrezept war aber sicherlich auch die Ruhe und die Abgezocktheit mit denen wir dann die Shoot-Outs im Halbfinale und Finale für uns entscheiden konnten.

Durch den Erfolg hat sich die DHB-Auswahl für die European Games in Krakau vom 21. Juni bis 02. Juli qualifiziert. Die Erfolgsgeschichte kann diesen Sommer also direkt weitergehen?

Wir haben diesen Sommer sogar noch zwei Highlights, werden aber den Kader aus Belastungsgründen ein wenig rotieren, da viele Spielerinnen nach der Hallensaison und der frühen EM einfach eine Pause benötigen. Das hat aber auch den Vorteil, dass wir den Spielerinnen aus dem erweiterten Kader bei den European Games auch Spielzeit geben können. Wir haben mittlerweile einen sehr breit aufgestellten 28er-Kader, und ich bin mir sicher, dass die Mädels bei den European Games liefern werden. Und zu den World Beach Games Anfang August auf Bali werden wir dann vermutlich wieder mit dem Stammteam fahren. Und klar hoffen wir darauf, diese beiden Turniere auch erfolgreich zu gestalten.

Das alles sind ja auch unglaubliche Erfolge. Für die Spielerinnen persönlich, aber auch für den Beachhandball als Sport. Die öffentliche Wahrnehmung ist allerdings eher gering. Ärgert einen das dann doch ein wenig?

Natürlich würden wir uns alle mehr Aufmerksamkeit für diesen tollen Sport wünschen. Wir haben jetzt aber schon auch eine Steigerung der öffentlichen Warhnehmung festgestellt. Vor allem durch unsere Erfolge bei der WM und den World-Games im letzten Jahr. Aber auch das starke Abschneiden der Männer bei der EM mit der Silbermedaille erhöht natürlich die Aufmerksamkeit und sorgt dafür, dass wir den Beachhandballsport in Deutschland weiter voranbringen können. Da Beachhandball im kommenden Jahr in Paris bei den olympischen Spielen als Demonstrationswettbewerb vertreten sein wird, hoffen wir natürlich auf noch mehr Interesse an unserem Sport.

Vom Sand in die Halle. Sie haben Ihre erste Erstligasaison mit dem VfL Waiblingen absolviert. Am Ende stehen nur ein Sieg und der direkte Wiederabstieg. Was bleibt von der Saison hängen?

Mit dem Aufstieg in die Bundesliga ist für viele von uns natürlich ein Traum in Erfüllung gegangen. Es war eine super Erfahrung, sich mit den besten Teams Deutschlands zu messen. Das ändert sich auch durch die vielen Niederlagen nicht. Natürlich hätten wir uns alle eine erfolgreiche Saison gewünscht, aber trotzdem nehmen wir sehr viele Erfahrungen und Erlebnisse mit, die uns als Spiellerinnen und Persönlichkeiten weiter wachsen lassen. Diesbezüglich bleibt bei mir vor allem unser Auswärtssieg in Odenburg hängen, den man ja schon als Sensation bezeichen kann, da Oldenburg als einzige Mannschaft Bietigheim einen Punkt abgeknüpft hat.

Sie haben Ihren Vertrag in Waiblingen verlängert. Der VfL wird auch in der 2. Liga ein sehr junges Team stellen, in Aleksander Knezevic kommt ein neuer Trainer. Kann man sich da den Wiederaufstieg überhaupt als Ziel setzen?

Nein, vom direkten Wiederaufstieg zu sprechen, wäre in meinen Augen vermessen. Wir haben einen ziemlichen Umbruch im Kader. Einige langjährige und erfarene Spielerinnen verlassen uns. Außerdem haben wir mit elf Spielerinnen einen sehr kleinen Kader für die nächste Saison. Gerade nach dem Kreuzbandriss von Lara Eckhardt suchen wir noch eine Verstärkung für den linken Rückraum. Mit Aleksander Knezevic haben wir aber einen erfahrenen Trainer dazubekommen, von dem wir viel Neues lernen werden. Aber für uns geht es in erster Linie darum, den Umbruch erfolgreich zu vollführen, um mit der jungen Truppe eine gute Zweitligasaison zu spielen.

Sie haben sich persönlich auch gut entwickelt, haben im Laufe der Saison immer mehr Spielzeit bekommen. Muss die Bundesliga da für Sie nicht auch ein mittelfristiges Ziel sein?

Wenn ich ehrlich bin, habe ich vor zwei Jahren nicht daran gedacht, auch nur die Chance zu bekommen, erste Liga zu spielen. Ich bin sehr glücklich, dass es so gekommen ist. Aber für mich ist es jetzt das Ziel, in der 2. Liga in Waiblingen eine gute Rolle über die gesamte Saison zu spielen. Ich setze mir die erste Liga auch nicht auf Biegen und Brechen als Ziel. Ich nehme es, wie es kommt.

Wie oft werden Sie gefragt, was Sie lieber spielen: Sand oder Halle?

Die Frage wird mir glücklicherweise gar nicht so oft gestellt, denn ich liebe beide Sportarten. Für mich hat aber der Beachhandball eine unglaubliche Anziehungskraft durch das Feeling am Strand und die Attraktivität des Sports mit den spektakulären Bewegungen. Wenn ich mich jetzt an irgendeinem Punkt in der Zukunft für eine Sportart entscheiden müsste, dann würde es wahrscheinlich Beachhandball sein. Dafür müsste allerdings strukturell und finanziell noch viel passieren. Solange ich beide Sportarten vereinen kann, bin ich sehr glücklich.

Quelle: HANDBALLWOCHE

Zeitungsbericht Handballwoche